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Die verschiedenen Sorten von Bauherren

Der Wankelmütige

Er kommt im Grunde nie zum Ende. Ihm kommen immer wieder neue Ideen, kann sich jedoch für keine wirklich entscheiden. Also versucht er sie alle unter einen Hut zu bekommen. Das Resultat, wen wundert's, befriedigt ihn nie, so dass er gar nicht anders kann als unablässig über seine zu werdende Kaschemme nachzudenken. Genau das führt aber zu immer neuen Ideen, die sein beklagenswerter Architekt alle zu Papier bringen muss. Dessen fachkundige Ratschläge beeindrucken ihn nur wenig, „schließlich muss der ja nicht sein Leben lang in dem Haus wohnen“. 

Hier sind die psychologischen Kenntnisse des Architekten gefragt, ansonsten droht die Planungsphase länger zu werden als die Tilgungsphase für den Baukredit. Wenn er keine psychologischen Kenntnisse hat? Tja, dann... armes Schwein.

Der Hinschmeißer

Der Hinschmeißer ist ein Sonderfall des Wankelmütigen. Er hält seinen Planer mindestens ein Jahr lang mit seinen umfangreichen Änderungen auf Trab. Am Ende beschließt er dann, dass er gar nicht bauen will und lässt die Sache sausen. Er hält es für selbstverständlich, dass er deshalb die ganze elende Arbeit, die sich sein Architekt angetan hat, auch nicht zu bezahlen braucht. Rechnungen und Mahnungen werden geflissentlich ignoriert.

Dieser Typus ist nur äußerst schwer im Voraus zu erkennen. Deshalb kann man dem Architekten nur von Herzen wünschen, dass seine Auftragslage gut ist und dieser eine Auftrag nicht von existenzieller Bedeutung war.

Das Super-Genie

Auch „Fünf-Minuten-Autodidakt“. Er lädt sich die Bauherren-Spielzeugversion eines 3D-Architektur-Programms runter und knuschelt sich einen bautechnisch und gestalterisch absolut unbrauchbaren Grundriss zusammen. Dass er die nötige Fachkenntnis für diese Aufgabe nicht hat, kann man ihm nicht vorwerfen, wohl aber, dass er glaubt, sie zu haben. Es kommt aber noch besser: Mit seinem Projekt auf Diskette geht er zum Architekten und erklärt: „Der Plan ist schon fix und fertig, brauchen Sie nur noch zu unterschreiben. Das machen Sie doch bestimmt umsonst, nicht wahr?“

Hat eigentlich nur einen Hochgeschwindigkeitsrausschmiss verdient.

Der Oberlehrer

Vor der Verwirklichung seines Bauvorhabens besorgt er sich sämtliche Fachliteratur über Planung, Konstruktion, Statik und Bauleitung. Diese liest er so oft vorwärts und rückwärts durch, bis er sie auswendig nachbeten kann. Erst jetzt ist die Zeit reif, an einen Fachmann heranzutreten. Diesem weicht er sodann nicht mehr von der Seite. Er überprüft jeden seiner Schritte, nachdem er ihm diese vorher mit wichtiger Miene erklärt hat, denn der mehrjährig ausgebildete und von langjähriger Erfahrung profitierende Fachmann könnte ja gravierende Wissenslücken aufweisen. Wehe, wenn der Fachmann dann einen Terminus in der Tat nicht sofort abrufbereit im Kopf hat! Die daraus resultierenden Diskussionen sind schon deshalb nicht zu unterschätzen, weil sie durchaus stärkere Emotionen auslösen können als das Gefühl, von der Arbeit abgehalten zu werden.

Dem Architekten sei dringend geraten, fest in seinem Wissen zu sein. Am besten geht er ab dem ersten Beratungsgespräch jeden Abend mit Schneider und Neufert ins Bett. VOB und Landesbauordnung wären auch nicht schlecht. Ach ja, und bloß nicht "Wir planen unser Haus" von Beate Bühl vergessen! Ohne Scheiß!

Der Rechtslagebewusste

Gegeben sei, dass er folgenden Fehler im Bauplan entdeckt: In einem 3 m langen Fenstersturz sind die Stahlbügel mit falschen Abmessungen gezeichnet. Sie passen nicht in die Schalung und müssen deshalb noch einmal bestellt werden. Er ist empört und ruft seinen Statiker, der den Plan gezeichnet hat, sofort zur Baustelle, wo er ihn zusammen mit seiner Frau, seinem Nachbarn, seinem besten Freund und seinem Anwalt empfängt. Alle schauen sie den Statiker an, als würde er Kinder essen, dann fordern sie energisch und rechtslagebewusst, dass er sich äußert. Der Statiker gibt seinen Fehler zu. Der Bauherr, der auf Schadenersatz aus ist, stellt sich wie ein Pfau vor den Statiker und fragt ihn: „Wie stellen Sie sich denn vor, wie es jetzt hier weitergeht?“ und es ist offensichtlich, dass er ihn demütigen will. „In Ordnung“, sagt der Statiker, „das sind 30 Bügel Durchmesser 8, Länge 1,20 m, macht zusammen 14 Kilo Stahl. Der Stahl kostet einszwanzig das Kilo, macht zusammen 17 €. Hier haben Sie einen Zwanziger. Geben Sie Ihren Jungs nach Feierabend einen aus“. Der Bauherr nimmt überheblich grinsend das Geld und freut sich schon diebisch darauf, den Zwanni demnächst in einen seiner Aktienfonds reinzubuttern. Am Abend prahlt er im Freundeskreis davon, wie er seinen Statiker fertig gemacht hat. Er schließt mit der Rückversicherung: „Ich war doch ganz klar im Recht, oder?“

Wer immer als Architekt oder Ingenieur mit solchen Leuten zu tun hat darf sich nicht den geringsten Fehler leisten. Denn mehr noch als in anderen Branchen ist man im Bauwesen immer darauf erpicht, für jeden Krümel einen Schuldigen zu finden, ihn festzunageln, an den Pranger zu stellen und für sein inakzeptables Fehlverhalten bluten zu lassen. Man ist damit ja auch ganz klar im Recht, oder? 

Der Erbsenzähler

Ganz grundsätzlich dient der Entwurfsplan dem Zweck, das geplante Gebäude vorzustellen und eine Idee davon zu vermitteln, wie das fertige Gebäude einmal aussehen wird. Die angegebenen Maße sollen der Realität entsprechen, doch an die zeichnerische Genauigkeit werden keine übermäßigen Anforderungen gestellt. Schließlich handelt es sich nicht um einen Ausführungsplan. Die eingezeichnete Möblierung soll lediglich zeigen, dass eine sinnvolle Raumnutzung möglich ist. Bäder und WCs werden mit einer Fliesen andeutenden Karoschraffur versehen, um sie als Nassräume zu kennzeichnen. Soviel zur Praxis. Der Erbsenzähler sieht das ganz anders. Er nimmt sich Lineal und Schieblehre und misst jedes Einrichtungssymbol penibel nach. Er schreckt auch nicht davor zurück, die Linienabstände der Karoschraffur nachzumessen. Er stellt dann schnell fest, dass die eingetragenen Möbel ganz und gar nicht den Maßen seiner eigenen Möbel entsprechen, und dass die im Plan dargestellten Fliesenmaße in keinem Baumarkt zu finden sind. Außerdem bemerkt er, dass die Giebelwand zwar mit 10,99 m vermaßt, jedoch mit 11,03 cm im Maßstab 1:100 gezeichnet ist. Dies alles markiert er fachgerecht und kompetent mit grüner Farbe im Plan, greift empört zu Stift und Papier und schreibt seinem Architekten: „Wie Sie sehen, bin ich mit Ihrer Leistung keineswegs zufrieden... bla bla bla.“

Und komm mir keiner und sage, ich hätte das hier frei erfunden! Es ist über zehn Jahre her, und ich könnte immer noch ausrasten! 

Die hysterische Mami

Es ist die heilige Pflicht aller Eltern, ihre Kinder zu beschützen. Kein Zweifel. Man beschützt sie vor fremden vierschrötigen Gesellen, vor dem Straßenverkehr, vor Monstern unter ihrem Bett, vor dem unsäglichen Fernsehprogramm... kurz, es gibt eine Menge Dinge, die den kleinen Pupsern an den Kragen wollen, und davor müssen die Eltern sie beschützen. Ich hatte jedoch keine Ahnung, welch grässliche Todesfalle ein schlecht geplantes Eigenheim für so einen kleinen Racker darstellt. Fliesen! Bloß keine Fliesen! Sie sind glatt und hart, da sind Unfälle und arge Verletzungen vorprogrammiert. Sämtliche Raumecken müssen außerdem abgerundet sein, Türleibungen sowieso. Türen dürfen auch nicht einfach so ins Schloss fallen, sondern müssen mit Gummilippen einquetschsicher abschließen, und für Hof- und Wegbefestigungen kommen freilich nur Fallschutzplatten in Frage, und so weiter und so fort.

Ich wünschte meine Eltern hätten mich auch so beschützt. Dann wären sie nämlich arm geworden, ich hätte nicht studieren können, und mir wäre so etwas wie diese Bauherrin erspart geblieben. 

Die Dame des Hauses

Schon mal ein typisches „Hausfrauenhaus“  gesehen? Bestimmt! Es ist das, was dabei herauskommt wenn die Dame des Hauses für die Gestaltung des Eigenheims alleine verantwortlich zeichnet. Sie will nämlich auf jeden Fall ein Dach mit Krüppelwalm und Zwerchgiebel, dazu speckglänzende Dachziegel und Sprossenfenster, und irgendwo im Giebel muss noch so ein Erkergeschwür hängen, „da kann dann 's Weihnachtsbäumche so romandisch drin stehe“. Ihr Männe macht das Ganze mit, weil er selber weder Geschmack noch was zu sagen hat. Heraus kommt dann eine dieser gesichtslosen Kaschemmen, wie sie zu Hunderten die Neubaugebiete verhunzen und einzig und allein dem Zweck dienen, einer Region ihren Charakter zu nehmen. 

Der Architekt kann hier nur, so er denn mal zu Wort kommt, beratend und mahnend zur Seite stehen und versuchen, das Schlimmste abzuwenden. 

Der Zombiebastler

Oder: Von einem der auszog, das Fürchten zu lehren. Zombiebastler treten meistens paarweise in Form von jungen Ehepaaren auf, die sich aufmachen sämtliche Neubaugebiete der Region abzuklappern und Ideen für ihr eigenes Häuschen zu sammeln. Als wenn dort nicht schon zur Genüge Kraut und Rüben herrschen würden, tragen sie die Fragmente aller möglichen Architektenfürze zusammen und erläutern Ihrem eigenen Planverfasser nur noch, in welcher Anordnung er diese zusammennähen soll. Einwände, die der Architekt wohlmeinend hinsichtlich Gestaltungslehre und Baustilkunde vorbringt, werden gnadenlos abgeschmettert: „Wir haben eben unseren eigenen Geschmack.“

Auch hier kann der Planverfasser nur auf Schadensbegrenzung bedacht sein, doch ist das ein sehr aussichtsloses Unternehmen. Wenn er das Haus in der Planung auch annehmbar durchsetzen mag, am Ende machen die Bauherren doch was sie wollen, und nicht nur die Zombiebastler. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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